Vor kurzem ist für die Eishockey-Mannschaft des DEC Inzell die Saison in der Bezirksliga zu Ende gegangen. Mit einem fünften Platz wurden dieses Mal die Playoffs zur Landesliga verpasst. Fast auf dem Tag genau vor 50 Jahren feierte der DEC Frillensee, wie er damals geheißen hat, den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. In der Saison 1974/75 spielte der DEC in der Regionalliga-Süd mit Teams aus Bayern und Baden-Württemberg. Dabei gelang es den Inzellern als Gruppenerster die Bayrische Meisterschaft zu gewinnen, das Spiel um die süddeutsche Meisterschaft konnte gegen den ERC Schwenningen ebenfalls gewonnen werden. Dadurch stand Inzell im Finale um die deutsche Regionalliga-Meisterschaft gegen den Meister der Regionalliga-Nord, dem EHC Bremerhaven. Die beiden Spiele in Bremerhaven gewann Inzell mit 4:3 und 12:1.
Beide Spiele mussten Auswärts bestritten werden; aus finanziellen Gründen wurde das Heimrecht an Bremerhaven verkauft. „Wir konnten uns das als Dorfverein finanziell nicht leisten. Unser Abteilungsleiter Isidor Kötzinger das Heimspiel an die Norddeutschen für 10.000 Mark verkauft“, erinnert sich Sepp Binder, damals Stürmer im Team des DEC. So ging es mit der Bahn im Schlafwagen nach Bremerhaven. Das erste Spiel vor 4.300 Zuschauern ging mit 4:3 an die Gäste aus dem Süden. „Das Spiel war zäh, weil wir nicht richtig ausgeschlafen waren. Zwei Tage später haben wir den Halbprofis eine richtige Packung verabreicht“, so Binder. 12:1 hieß es am Ende für die famos aufspielenden Inzellern erneut vor weit über 4.000 Zuschauern. Damit gelang dem DEC als Dorfverein eine der größten Sensationen überhaupt, als man die Großstädter so klar abfertigte. Dabei versuchten es nach dem ersten Spiel die Gastgeber mit allen Tricks. „Sie wollten einige Spieler von uns mit Bier abfüllen, was aber unter anderem an der Trinkfestigkeit unserer Spieler wie Günther Körber scheiterte“, schmunzelt Binder. Außerdem hatten die beiden Trainer des DEC, Bernhard Surauer und Mandi Amberger ihr Team blendend eingestellt. Unterstützung durch eigene Fans aus dem Chiemgau hatte die Mannschaft nur sehr wenig. „Einige unserer Anhänger haben einen Fahrgast im Zug überredet, doch nach Bremerhaven mitzufahren um uns zu unterstützen. Er wollte eigentlich in Hannover aussteigen“, so Sepp Binder. Mit diesem Rückhalt gingen die Inzeller im ersten Spiel durch Günther Körber und Sepp Binder 2:0 in Führung. Nach dem Anschlusstreffer der Hausherren erzielte Michael Surauer das 3:1. Bremerhaven kam zum 3:3-Ausgleich, ehe Dietmar Schwarz zum 4:3 den Sieg des DEC sicherstellte. Sehr einseitig verlief dann das zweite Spiel. Terry Hadland (3), Wasti Lapper (2), Michael Surauer (2), Günther Körber (2) und jeweils einmal Dori Eicher, Walter Veitinger und Erich Rock waren die Torschützen. Was folgte, war bereits nach dem Spiel in Bremerhaven eine kräftige Feier, die sich auf der Heimfahrt im Zug fortsetzte. „Die Heimfahrt dauerte bei einigen bis in den Montag“, erinnert sich Sepp Binder, schließlich war das ein riesiger Erfolg des kleinen Vereins aus dem Chiemgau. Während der Heimfahrt verabschiedete sich am Bahnhof Kassel unter Tränen ihr Spieler Terry Hadland in seine Heimat British Columbia in Kanada. Der Abschied verlief allerdings schwer humpelnd, da ihm Günther Körber während des Spiels auf den Knöchel geschossen hatte. Er kam 1974 nach Inzell um Eisschnelllaufen zu lernen. „Eines Abends kam er bei uns zum Training vorbei und fragte ob er mit trainieren kann“, weiß Binder. Mit dem Kanadier hatte Inzell dann einen zuverlässigen Torjäger in der Mannschaft, eigentlich wollte er nur vier Wochen bleiben, blieb schließlich die gesamte Saison. Eine Saison später verpasste der DEC aus der Oberliga nur um einen Punkt die Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga. Ende der 80er-Jahre stieg der DEC Inzell in die Ligen des Bayrischen Eissportverbandes ab. Von der Bayernliga ging es in die Landesliga und aktuell spielt man seit geraumer Zeit in der Bezirksliga. Sepp Binder freut sich darüber, dass auch 50 Jahre nach diesem Erfolg die Kameradschaft und Freundschaft noch besteht. Leider musste er bereits einige Freunde von damals auf ihren letzten Weg begleiten. Willi Pichler, Dori Eicher, Tschoortscho Köllerer und Wasti Lapper sowie Wolfi Kern sind bereits verstorben.
SHu