DEC Inzell » »Für den deutschen Eisschnelllauf ein Zeichen setzen«

»Klar ist aber auch: Im Weltgeschehen fehlt schon noch ein Stück an Leistung«, zeigt sich der Ruhpoldinger zurückhaltend. Daher wäre »eine jährliche Verbesserung um zehn bis fünfzehn Sekunden optimal – dann wäre ich in zwei bis drei Jahren in der Weltspitze …« Groß ist aber klar: »Ob es so kommt, weiß man nie. Aber mit genug Fleiß ist es nicht unmöglich.«

Zumal er bei der Landespolizei (Ainring) gute Unterstützung für seinen Sport hat. Groß absolviert gerade seinen ersten Ausbildungsabschnitt. »Wir haben eine total nette Klasse. Da sind unter anderem Biathleten dabei, ein Skeletoni und mein Eisschnelllauf-Kumpel Dominik Mayrhofer«, freut er sich. In dieser reinen Sportklasse ist die Polizei-Ausbildung auf fünf Jahre ausgelegt. »Das sind begehrte Plätze. Schließlich hat man nach der Sportkarriere eine abgeschlossene Ausbildung und kann sich im Polizeidienst noch weiterentwickeln und spezialisieren.«

Schon zum Beginn des Ausbildungsabschnitts erhalten die Aktiven immer wieder die Möglichkeit, sich zu bewegen. Zunächst gehörte vor allem Krafttraining, Radeln auf der Rolle oder ein bisschen laufen dazu, inzwischen auch wieder spezifisches Training, »unter anderem auf dem Gleitbrett. Damit kann man die Bewegung auf dem Eis gut imitieren.« Die Ausbildungsphase dauert in etwa bis Mitte/Ende Juli, »und dabei wird immer mehr Trainingszeit eingeplant.« So könne er sich schon jetzt intensiver auf den Winter vorbereiten als in der Vergangenheit, »denn da stand ja die normale Schule noch im Vordergrund.«

In der Saison 2022/23 musste der Ruhpoldinger zunächst einen Rückschlag hinnehmen: Zum Junioren-Weltcup in Seinäjoki (Finnland) »bin ich mit dem Gefühl hingeflogen, dass ich leicht verschnupft bin und das in zwei bis drei Tagen auskuriert haben werde. Stattdessen bin ich richtig krank geworden und musste noch vor dem ersten Rennen heimfliegen.«

Wieder richtig in Form zu kommen, »kostet leider viel Zeit. Aber ich habe das Beste daraus gemacht. Vor allem die 5000-Meter-Bestzeit und der fünfte Platz im Massenstart bei der Junioren-WM waren relativ gut.«

Im kommenden Winter gehört Groß zur Altersklasse der Neo-Senioren. Das bedeutet unter anderem, »dass ich zum ersten Mal die 10 000 Meter laufe. Das wird schon eine große Umstellung.«

Die Ziele für den kommenden Winter sind schwer zu benennen. Derzeit plant die DESG (Deutsche Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft), keine Sportler zu den Neo-Senioren-Weltcups zu entsenden. »Das heißt, es bleibt nur entweder der Deutschlandcup oder der Weltcup der Erwachsenen als Startmöglichkeit.« Zum Weltcup »ist es schon ein großer Schritt, da müsste ich viele in Deutschland schlagen«, verweist der 19-Jährige darauf, dass neben Aushängeschild Patrick Beckert auch Felix Rijhnen, Felix Maly und Fritjof Petzold auf der Langstrecke derzeit noch vor ihm seien. »Man muss einfach abwarten, die anderen sind schon länger dabei.« Doch da er sich nun stärker auf seinen Sport konzentrieren könne, könne er das Trainingspensum entsprechend steigern.

Groß trainiert vorwiegend in Inzell in der Gruppe von Trainer Andreas Kraus. Hinzu kommen die deutschlandweiten Lehrgänge. »Darauf freue ich mich schon: Man trainiert hart auf dem Eis und konkurriert im Rennen, aber nebenbei lacht man auch zusammen.« Das sei auch im Februar 2023 in Inzell so gewesen, als zunächst der Junioren-Weltcup und eine Woche später die Junioren-WM in der Max-Aicher-Arena ausgetragen worden waren. »Das war toll. Wir haben uns als gesamtdeutsches Team gefühlt und gut verstanden, aber auch mit den internationalen Konkurrenten gab es viel Austausch.«

Die nächste WM in Inzell dagegen (7. bis 10. März 2024) werde er wohl verpassen, mutmaßt der 19-Jährige. Denn es sind die Titelkämpfe im Allround und im Sprint. Allround »ist nicht meine Königsdisziplin, weil ich ja auf den kurzen Strecken zu viel verliere«, weiß der Ruhpoldinger.

»Eine angenehme Sache« sei es dagegen, »dass man an den Zeiten ja sehen kann, wie man sich entwickelt.« Die Voraussetzungen für weitere Fortschritte seien gut: »Wir haben in Inzell eine gute Trainingsgruppe. Man pusht sich gegenseitig, das hilft. Wir haben ein gutes Gefüge, die Gruppe ist ja seit Jahren zusammengewachsen. Jetzt ist auch noch Bogdan Brauer hinzugekommen, auch von ihm kann man einiges erwarten.«

Sehr wichtig sei die Lauftechnik. Einerseits, um die Zeiten verbessern zu können, andererseits als Vorbeugung gegen mögliche Verspannungen oder Rückenprobleme. »Andreas Kraus schaut auch in dieser Hinsicht immer, was man neu machen kann, ebenso wie bei den anderen Trainingsinhalten. Dass sich die gesamte Gruppe so gesteigert hat, zeigt, dass er es richtig gut macht«, lobt Groß. Er selbst will es auch in der Zukunft weiter »richtig gut« machen. Denn das große Fernziel sind die Olympischen Spiele 2026 in Mailand.

Diese sind auch deshalb so attraktiv, »weil das in einer Gegend stattfindet, wo man den Wintersport lebt«, zeigt sich Groß begeistert. »Da hoffen wir als ganzes Team darauf, für den deutschen Eisschnelllauf ein Zeichen setzen zu können.«

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