DEC Inzell » DEC » Geschichte

Geschichte

Geschichte

Im Landschaftsplan der Gemeinde Inzell wird das Gebiet um den kältesten See Deutschlands als “bezaubernde Naturidylle mit grandiosem Panoramablick” beschrieben. “Die Vegetation ist naturnah und der Lebensraumkomplex von hoher Qualität”. Kein Wunder, daß der 923 Meter hoch gelegene Frillensee, mit einer Länge von 280 Meter und einer Breite von 165 Meter, ein begehrter Anziehungspunkt für Wanderer und Touristen im Sommer und Winter war und ist.

In diesem Jahrhundert wurde mehrmals der Versuch unternommen, den Frillensee für den Eissport zu nutzen. Diese Bestrebungen scheiterten aber immer an den harten Wintern mit ergiebigen Schneefällen. So musste man sich mit eissportlichen Aktivitäten im Spätherbst begnügen.

Im Jahre 1959 wagte man einen neuen Anlauf, den Frillensee für ein Trainings- und Wettkampfzentrum der Eisschnellläufer zu erschließen. Über den Rießersee, Halensee und den Thumsee – um nur einige der Stationen zu nennen – führte der Weg zum Frillensee.

Am Sonntag, den 8. November 1959 nahm eine Kommission des Deutschen Eissportverbandes den Frillensee in Augenschein. Vertreter der Gemeinde, des Verkehrsvereins, des Sportclubs und des Bauhofes für Winterdienst begleiteten die Besucher. Der Frillensee bot sich mit blankem, klarem Eis, 20 cm stark, bei strahlend blauem Himmel, umgeben von der mächtigen Bergkulisse, dar. Auf dem See herrschte reger Eissportbetrieb.

Die Vertreter des Deutschen Eissportverbandes waren:
Arno Vanselow (Berlin), Hannes Petersen (Hamburg) und Alfons Fritz (München) als Delegationsleiter.

Sie waren von dem kleinen “Naturwunder” sichtlich beeindruckt. Ihre Skepsis, die ihnen beim Anmarsch deutlich anzumerken war, wich einer hellen Begeisterung. Während des Rückmarsches zum Forsthaus Adlgaß herrschte bereits gedämpfte optimistische Stimmung. Im Forsthaus selbst begannen bei einer kräftigen bayerischen Brotzeit die internen Beratungen.

Nach kurzer Zeit verkündete Alfons Fritz, damals Eisschnelllauf-Obmann des Bayerischen Eissportverbandes, den Anwesenden das Ergebnis. Es lautete: “Der Frillensee wird ab sofort Trainings- und Wettkampfzentrum für den Eisschnelllauf, unter der Bedingung, daß die Gemeinde Inzell den Weg von Adlgaß zum Frillensee von Schnee frei hält und die Eispflege übernimmt. Die Gemeinde konnte in diesem Augenblick das Risiko noch nicht überblicken, dass sie mit Ihrer Zusage einging, denn der Frillensee war wegen seines Klimas und seines Schneereichtums gefürchtet.

Im Zusammenwirken mit dem Sportclub und dem Verkehrsverein Inzell und mit wohlwollender Duldung der Bayerischen Staatsforstverwaltung nahm das “Unternehmen Frillensee” seinen Lauf.

Bereits im Dezember 1959 fand der erste Lehrgang der deutschen Spitzenklasse unter dem österreichischen Trainer Walter Meterc statt. Am 11. Dezember 1959 berichtete der damalige Sportreporter Oskar Klose über Fernsehen erstmals vom “Naturwunder Frillensee” und vom Eisschnelllaufen in Inzell. Ungezählte Berichte über Presse, Funk und Fernsehen sollten in den kommenden Jahren noch folgen.

Am 23./ 24. Januar 1960 konnte bereits die Bayerische und Deutsche Meisterschaft im Eisschnelllaufen ausgetragen werden. Mehrere Tausend Zuschauer pilgerten zum Frillensee hinauf, um die Wettkämpfe mitzuerleben. Diese Rennen wurden gleichzeitig als Ausscheidung für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1960 in Squaw Valley/ USAgewertet. Es qualifizierten sich die Münchner Eisschnellläufer Josef Biebl, der den ersten deutschen Meistertitel auf dem Frillensee errang und der Sprinter Herbert Söllner.

Für Inzell ist ein neues Zeitalter in seiner Geschichte angebrochen, für den deutschen Eisschnelllauf ein neuer Abschnitt. Bayerische und Deutsche, sowie internationale Meisterschaften fanden in den folgenden Jahren an dieser Stelle statt. Eisschnellläufer aus Österreich, Holland, Schweiz und Finnland absolvierten hier ihre Trainingslehrgänge und nahmen an Vergleichskämpfen teil.

Auch die Eisschützen sahen im Fernsehen ihre Chance und organisierten Trainings- und Wettkampfveranstaltungen. Bayerische und Deutsche Meisterschaften erfreuten sich besonders zahlreicher Beteiligung. Am 26. November 1960 wurde der Weltrekord im Weitschießen mit 204,5 m erzielt.

Schwerstarbeit musste den Eisarbeitern und Organisatoren abverlangt werden. Unter primitivsten Umständen und mit nur bescheidenen technischen Mitteln und Arbeitsgeräten wurde rund um die Uhr, Tag und Nacht geschuftet, um die vom Eissportverband geforderten Bedingungen zu erfüllen. Die wichtige Bewährungsprobe wurde trotz widerwärtiger Stürme, starkem Schneetreiben und eisiger Kälte (bis – 30 Grad) bestanden. Oftmals konnte die Organisation nur durch die freundliche Unterstützung durch Reichenhaller und Traunsteiner Gebirgsjäger bewältigt werden.

Während der Deutschen Meisterschaft im Eisschnelllaufen am 27. und 28. Januar 1962 fielen vom späten Samstag Nachmittag bis zum Sonntag Morgen 93 cm Neuschnee. Die Eisbahn drohte im Frillensee zu versinken.

Es war dem nimmermüden Einsatz der Eisarbeiter, der Organisation und einer großen Schar freiwilliger Helfer, die man zur Hilfe gerufen hatte, gelungen, die Zufahrt zum Frillensee zu öffnen und die 400 m-Bahn bis Sonntag Nachmittag wieder wettkampfbereit zu machen.

Deutsche Meister auf dem Frillensee wurden Josef Biebl und Günter Traub. Die Läufer Herbert Höfl, Erhard Keller, sowie Herbert Söllner und Gerd Zimmermann trugen sich ebenfalls in die Bestenlisten ein und von Ihnen sollte später noch viel die Rede sein. Natürlich konnten auch die Damen im Rahmen von Vergleichskämpfen im Wettkampf ihre Kräfte messen.

Die harten winterlichen Bedingungen bereiteten schließlich mit der letzten Deutschen Meisterschaft am 26. und 27. Januar 1963 auch der “Ära Frillensee” ein Ende. Im Jahre 1963 errichtete die Gemeinde Inzell, zusammen mit dem im Jahre 1961 gegründeten “Deutschen Eisschnelllauf-Club Frillensee”, mit Unterstützung des Freistaates Bayern, des Bayerischen Landessportverbandes und des Landkreise Traunstein, unten im Tal am Zwingsee ein Natureisstadion, das bereits im Jahre 1965 mit Hilfe der Bundesregierung zu einem Kunsteisstadion umgestaltet und nach dem Willen des Nationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Sportbundes zum ersten Bundesleistungszentrum der Bundesrepublik Deutschland erklärt wurde.

Der Frillensee aber ist zu einem Markenbegriff für die Gemeinde Inzell und den Eisschnelllaufsport geworden. Es war für Inzell eine glückliche Zeit und für den Eisschnelllauf ein erfolgreicher Einstieg in eine neue Zukunft.

Der Name Inzell wurde durch den Eisschnelllaufsport in alle Welt hinausgetragen.

Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 1968 und 1972, sowie Weltmeistertitel durch Erhard Keller 1971 und Monika Pflug 1972, außerdem hervorragende Platzierungen bei internationalen Meisterschaften durch Günter Traub, Gerd Zimmermann und Herbert Höfl in den folgenden Jahren verhalfen dem Eisschnelllaufsport zu hohem Ansehen und weltweiter Beachtung. Die inzwischen acht Europa- bzw. Weltmeisterschaften im Eisschnelllaufen, die in Inzell mustergültig organisiert und ausgerichtet wurden, runden dieses Bild zu einem großartigen Erfolg ab.

Der Frillensee war das Sprungbrett für die Erneuerung des Eisschnelllaufsportes nach einer langen Durststrecke und eröffnete der Gemeinde Inzell gleichsam eine erfolgreiche sportliche und touristische Entwicklung.

Der Frillensee wurde für Inzell die große Chance. Er ist seitdem wieder ein ungestörtes Kleinod der Natur.